Der Pflanzkasten für Zuhause

Gründer Christian Vogelsang zeigt das Produkt von Aceron: die Hydrobox.

© ACERON

Aus einer privaten Tüftelei wurde ein Fulltime-Job: Als Student hatte Christian die Idee, ein intelligentes System zur Bewässerung seiner Zimmerpflanzen zu entwickeln. Heute ist daraus das Start-up ACERON geworden, das mit modularen Hydroponik-Systemen eine effiziente und skalierbare Lösung zum Pflanzenanbau auf den Markt bringt. Das taugt für den privaten Balkon genauso wie für die Living Wall. Unterstützt wird ACERON von unserem Smart Systems-Inkubator. Im Interview spricht Christian über seine Erfahrungen als Gründer und die Unterstützung durch die WORLDFACTORY.

Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Wer steckt hinter dem Start-up?

2021 wurde ACERON von mir, Christian, gegründet. Von Anfang an habe ich dabei mit meiner guten Freundin Alyx zusammengearbeitet. Das war sehr passend, da wir uns zu dem Zeitpunkt bereits seit der Schule kannten und sie sich um die Software und Elektronik unserer Produkte kümmert. In den letzten Monaten sind dann noch mehrere Leute zum Team dazugekommen, die dann die Rollen als CFO oder beratender Ingenieur übernommen haben.

Beschreibt eure Gründungsidee:

Wir entwickeln Hydroponik-Systeme für die automatisierte Pflanzenzucht. Hydroponik bedeutet, dass die Pflanzen nicht in normaler Erde, sondern in einem Substrat wie Tonkugeln oder Perlit wachsen und mit Wasser und flüssigem Dünger versorgt werden. Durch ein kontrolliertes Umfeld wird der Einsatz von Pestiziden stark verringert und ein schnelleres Wachstum erzielt als beim herkömmlichen Anbau. Wir haben nach viel Tüftelei ein modulares System entworfen, was für den Einsatz in urbanen Gebieten wie Innenstädten bestimmt ist. Unser Ziel ist es, die urbane Landwirtschaft mit anpassbaren und sparsamen Lösungen voranzubringen.

Wie kamt ihr auf den Gedanken, ein Start-up zu gründen?

Anfangs hatte ich bei mir in der Studentenwohnung das Problem, dass meine Pflanzen nie richtig mit Wasser und Licht versorgt wurden. Also haben wir angefangen ein System für den Privatgebrauch zu entwerfen. Nach einigem Feedback und Verbesserungen bin ich dann auf das Thema des hydroponischen Pflanzenanbaus und Vertical Farming gestoßen, was dann zu der ganzen Umsetzung geführt hat. Ein Start-up zu gründen war dann eine gute Möglichkeit, um Finanzierung zu sammeln und die Produkte in den kommenden Monaten zu verkaufen.

Wie ließ sich die Gründung mit dem Studium/dem Beruf vereinbaren?

Generell würde ich es schon als zeitaufwändig einschätzen, ein Start-up zu gründen und mit einem Team am Laufen zu halten. Ich persönlich hatte auch manchmal das Problem, dass man einen wichtigen Termin wie eine Messe oder eine andere Deadline hat und gleichzeitig für die Uni Aufgaben anstanden. Da die Hälfte des Teams auch noch einen Vollzeitjob neben ACERON hat, müssen wir uns gegenseitig ausgleichen und dann ggf. auch Aufgaben übernehmen. Es ist machbar, aber ich kann als Tipp auch weitergeben, dass man sich immer auf kleinere Verzögerungen einstellen sollte und immer genug zeitlichen Puffer braucht.

Die WORLDFACTORY bedeutet für uns…

Wir sind sehr froh darüber, dass die WORLDFACTORY uns Unterstützung bei sehr vielen Aufgaben und Problemen bietet. Vor allem die Vernetzung und den Zugang zu einer großen Bandbreite an Fachwissen finde ich sehr wichtig und hilfreich. Auch gibt es immer wieder schöne Veranstaltungen und informative Workshops, die uns weiterhelfen.

Was sind die größten Herausforderungen, auf die man stoßen kann und wie geht man damit um?

Bevor man mit großen Projekten startet, sollten die Aufgaben gut organisiert sein. Wir arbeiten gerade auf die Produktion und den Verkauf unseres ersten Produkts – der HydroBox – hin, und haben uns dafür bereits einen Zeitplan über mehrere Monate und eine feste Aufgabenverteilung erstellt. Ich finde das sehr relevant, da es quasi das Fundament von einem solchen Projekt ist und man sonst wichtige Details vergisst. Dazu kommt natürlich das ewige Thema der Finanzierung. Da muss auch immer der richtige Zeitpunkt gefunden werden: Wenn man zu früh auf VCs und Business Angels zugeht, kann man durch einen unausgearbeiteten Businessplan oder eine überstürzt erstellte Finanzplanung durchaus eine Abfuhr bekommen, wenn man sich aber zu lange Zeit lässt, hat man zwar theoretisch alles erarbeitet, kann dann aber erstmal nichts umsetzen, da die Suche nach ausreichender Finanzierung meistens länger dauert.

Was ist das Besondere an eurem Start-up?

Von Anfang an haben wir unser System grundlegend modular, energiesparend und simpel gestaltet, um die Kosten für die Produktion und den Betrieb zu senken und gleichzeitig eine individuelle Anpassbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Aufgrund der hohen Modularität und der Verwendung der gleichen wesentlichen Komponenten haben wir dann eine 3-teilige Produktlinie entworfen: Die HydroBox ist ein Pflanzkasten für Zuhause, der z.B. Gemüse und Kräuter in der Küche züchten kann. Das HydroTop ist ein Zusammenschluss aus 3 Pflanzkästen, die zusammen ein Hydroponik-Hochbeet für den Balkon oder Garten ergeben. Das dritte Produkt ist die Greenwall, welche ein Verbund aus 9 Pflanzkästen auf 3 Etagen ist. Dieses System ist unser B2B-Produkt für die kommerzielle urbane Landwirtschaft, die HydroBox und das HydroTop siedeln sich primär im B2C-Bereich an. Durch diese Skalierbarkeit der Produkte wollen wir uns in den nächsten Jahren in diesen Sektoren mit kostengünstigen Lösungen ansiedeln.

Zudem benutzen wir auch für unsere Systeme ein spezielles Bewässerungsverfahren, was die Pflanzen zuverlässig mit Wasser und Nährstoffen versorgt, allerdings nur einen Bruchteil der Pumpzeit und somit weniger Energie als herkömmliche Geräte braucht.

Wo steht ihr aktuell und was kommt als nächstes?

Aktuell gibt es bereits einen funktionierenden Prototyp und eine solide Finanz- und Businessplanung. In den letzten Monaten ist das Team von ACERON auch gewachsen und deckt nun verschiedene Bereiche des Start-ups gut ab. Die nächsten Schritte bestehen darin, eine Finanzierung zu sichern und daraufhin hoffentlich im ersten Quartal 2024 mit der Produktion der HydroBox zu starten.

Euer Tipp an alle Gründungsinteressierten:

Auch wenn es bei vielen Silicon-Valley- und Höhle-der-Löwen-Start-ups so aussieht, wird man nicht sofort ein Unicorn gründen und in den ersten Monaten Millionen an Finanzierung sammeln. Am Anfang haben es alle schwer, ein Unternehmen aufzubauen und selbst Leute wie Zuckerberg und Musk machen schlechte Businessentscheidungen. Ich kann jedem nur raten, ein gutes Durchhaltevermögen aufzubauen und durchdacht und konsequent an der Businessidee zu feilen, bis man den ersten Gewinn daraus zieht. Aber das wird nach meiner Erfahrung ein paar Jahre brauchen.