Ein einfacher Zugang zu aktueller Forschung

Jonas Keuler und Daniela Wieland sind die Gründer*innen von SOYE.

©SOYE

Aktuelle Forschungsergebnisse kostenlos und einfach zur Verfügung zu stellen - das war die Idee, die Jonas und Daniela hatten, als sie den Grundstein für SOYE legten. Das Start-up befindet sich mitten in der Gründungsphase und die beiden Gründer*innen brennen für ihren Wunsch, Wissenschaft für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für das wichtige Thema Wissenschaftskommunikation. Wir haben die Beiden interviewt und über "Schnapsideen" geredet aber auch davon gesprochen, Wissen und Wissensdurst zu vermitteln.

Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Wer steckt hinter SOYE?

Wir sind Jonas und Daniela und wir kennen uns seit 2014 aus unserer gemeinsamen WG-Zeit. Jonas hat nach seinem Master in Umwelttechnik und Ressourcenmanagement als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Solarenergieforschung in Hameln angefangen. Genau dort ist ihm die zündende Idee für unser Start-up gekommen und er dachte sofort an Daniela. Sie hat einen Bachelor in Sales Engineering and Product Management (SEPM) und einen Master in Maschinenbau gemacht und bringt so auch Vertriebs- und Wirtschaftswissen mit ins Team. Sie ist derzeit als Trainee bei einem Netzbetreiber tätig.

Beschreibt eure Gründungsidee:

Wir wollen einen möglichst einfachen und kostenlosen Zugang zu aktueller Forschung bereitstellen. Dazu entwickeln wir eine Plattform, auf der es Zusammenfassungen von wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt. Als Nutzer*in kann ich so schnell die wichtigsten Inhalte lesen oder mir in etwa fünf Minuten anhören. So wollen wir Forschenden und Studierenden die Recherche erleichtern, aber gleichzeitig auch für die Autor*innen die Reichweite ihrer Forschung erhöhen. Das gibt den Autor*innen den Anreiz, eine Zusammenfassung, wir reden hier nicht von einem Abstract, zu schreiben. Um die Audio-Version kümmern wir uns dann und stellen sie zusammen mit der Zusammenfassung auf der Plattform bereit.

Wie kamt ihr auf den Gedanken, ein Start-up zu gründen?

Wir hatten in unserer WG-Zeit von 2014 bis 2016 mal mehr und mal weniger realistische Ideen für Start-ups, haben diese aber nie wirklich verfolgt. Auch später hatte vor allem Jonas öfter eine „Schnapsidee“. So war das Thema Gründung bei unseren Gesprächen immer wieder präsent, vor allem auch als Daniela 2017 bei Enactus im Projekt Agbocycle angefangen hat, mitzuarbeiten und später die Projektleitung übernommen hat. 2021 hat Jonas an einer Online Konferenz teilgenommen und parallel auf den Hund seiner Eltern aufgepasst. Für die Konferenz musste man kurze Videozusammenfassungen eines Beitrags vorbereiten. Auf einer Runde mit dem Hund hat er sich dann sehr geärgert, dass er die Videos nicht unterwegs hören konnte. So kam Jonas dann die Idee für SOYE und es war klar, die erste Ansprechpartnerin ist Daniela.

Wie ließ sich die Gründung mit dem Studium/dem Beruf vereinbaren?

Zu Beginn hat Jonas noch Vollzeit gearbeitet, aber schnell festgestellt, dass er so nicht effizient vorankommt und trotzdem kaum Freizeit als Ausgleich bleibt. Er hat dann seine Stelle vor einem Jahr auf 50% reduziert, was für den Anfang ein echt guter Schritt war. Ziel ist aber auf jeden Fall, dass er bald Vollzeit an SOYE arbeiten kann. Da Daniela zu Beginn von SOYE gerade mit ihrem Trainee gestartet hat, war bei ihr eine Reduzierung nicht möglich. Das Programm läuft jetzt noch ein Jahr und wir überlegen dann, wie es zeitlich weiter geht. Wir haben aber doch sehr gemerkt, dass neben einer Vollzeitstelle oft nicht viel Zeit bleibt.

Die WORLDFACTORY bedeutet für uns…

…ein super Netzwerk und sehr wichtige Unterstützung. Zu Beginn haben uns die Gespräche mit unseren Coaches sehr geholfen unsere Idee zu strukturieren und die Ingenieurssicht zu verlassen. Gerade am Anfang war es auch wichtig, regelmäßige Termine zu haben, zu denen wir Aufgaben erledigt haben wollten. Auch wenn wir hier nie Vorgaben von Seiten der Coaches hatten, hilft es doch, sich selbst eine Deadline zu setzen. Auch jetzt, nach ca. 1,5 Jahren, bekommen wir weiterhin gute Tipps und Hilfestellungen, zum Beispiel beim Schreiben unseres Exist-Antrags. Aber auch das Netzwerk an Start-ups, mit denen man sich auf den verschiedensten Veranstaltungen austauschen kann, ist hilfreich. Wir können aus den Veranstaltungen oft viel Motivation und Hilfestellungen mitnehmen. Außerdem ist es jedes Mal wieder schön, andere Teams und Menschen kennenzulernen, die für ihre Idee brennen und daran arbeiten, diese weiterzubringen. Wir sind beide keine Menschen, die gerne einfach in ihrem Zimmer allein und für sich an einer Sache arbeiten und freuen uns deshalb über den Austausch mit anderen, seien es andere Gründer*innen, die Gründungsberatung oder weitere Teile des Netzwerks.

Was sind die größten Herausforderungen, auf die man stoßen kann und wie geht man damit um?

Wir merken gerade, dass wir doch immer wieder unterschätzen, wie lange einzelne Sachen dauern. Für das, was wir tun wollen, ist unser Team und die Zeit, die wir in SOYE aktuell stecken können, eigentlich zu klein. Daher suchen wir jetzt noch nach ein bis zwei weiteren Mitgründer*innen. Ein gutes Team zusammen zu stellen, das motiviert ist und sich in den Kompetenzen ergänzt, ist nicht so einfach. Außerdem gibt es neben dem Fachlichen, um die Idee zu entwickeln, viele andere Aufgaben, in die wir uns einarbeiten müssen und die uns teilweise auch nicht so liegen. Hier hilft es, sich ein Netzwerk aufzubauen, um sich Input und Tipps zu holen. 

Was ist das Besondere an eurem Start-up?

Im Gegensatz zu den aktuellen Möglichkeiten der Wissenschaftskommunikation bieten wir mit SOYE ein ganzheitliches Konzept. So unterstützen wir einerseits bei der Recherche, indem Artikel vorgeschlagen werden und helfen im Anschluss durch die Zusammenfassungen, die Artikel zu priorisieren. Anderseits bieten wir durch den einfachen Zugang den Autor*innen eine größere Reichweite für ihre Forschungsergebnisse.

Neben dem ursprünglichen Ziel, Wissenschaftler*innen und Studierenden die Recherche zu vereinfachen, haben wir auch unbewusst die Idee einer Plattform entwickelt, die einen inklusiveren und einfacheren Zugang zu aktueller Forschung bietet. So hoffen wir weltweit Wissenschaftler*innen mehr Gehör zu verschaffen und viel mehr Menschen einen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu ermöglichen. Hierfür wollen wir langfristig besonders in Bereichen, die eine gesamtgesellschaftliche Relevanz haben, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Umweltschutz, eine Variante der Zusammenfassung anbieten, die für jeden verständlich ist und mit nachvollziehbarer Begründung einfache Handlungsempfehlungen gibt.

Wo steht ihr aktuell und was kommt als nächstes?

Zuletzt haben wir beim Wettbewerb „Senkrechtstarter“ in Bochum teilgenommen und den 6. Platz belegt. Das hat uns geholfen, einen Businessplan zu erstellen und zum Beispiel an Aspekten wie der Markteintrittsstrategie zu arbeiten. Auch haben wir vor kurzem unsere Homepage online gestellt und sind dabei, eine Community und unsere Social-Media-Präsenz auszubauen. Gleichzeitigt arbeiten wir an unserem Prototypen. Die grundlegenden Funktionen sind darin inzwischen enthalten. Als nächstes steht eine optische Überarbeitung an, sodass wir danach erste Nutzertests starten können. Für diese Tests suchen wir aktuell Beiträge von Forschenden, die uns eine Zusammenfassung ihrer Veröffentlichung zur Verfügung stellen. Außerdem arbeiten wir gerade an Möglichkeiten, um eine erste Finanzierung sicherzustellen.

Euer Tipp an alle Gründungsinteressierten:

Egal wie verrückt eure Idee im ersten Moment klingen mag, sucht euch ein Lean-Canvas, z.B. auf der Homepage der WORLDFACTORY, schaut euch ein YouTube Video an, was wo hingehört und füllt es einfach mal aus. Das hat uns sehr geholfen, von einer ersten wirren Idee zu einer Struktur zu kommen. Außerdem ist es sehr wichtig, über die Idee zu sprechen und sich das Feedback und die Rückfragen genau anzuhören und ernst zu nehmen. Wenn ihr das Gefühl habt: Ja, die Idee möchte ich umsetzen, sucht euch Mitstreiter*innen und Unterstützung von einer Gründungsberatung.