Gemeinsam Handeln für langfristig positive Veränderungen

Dominik Gross, CEO der Founders Foundation.

© Founders Foundation

Seit 2016 existiert die Founders Foundation. Die gGmbH, gegründet von der Bertelsmann Stiftung, unterstützt und vernetzt Gründer*innen und Start-ups mit dem Zugang zu einem “einzigartigen B2B Tech-Ökosystem”. Die Founders Foundation ist in Bielefeld ansässig und damit ein wichtiger Multiplikator in NRW. Wie Anfang Februar verkündet wurde, kooperiert die WORLDFACTORY mit der Founders Foundation, um EdTech Start-ups in Bochum zu fördern und zu unterstützen. Wir haben mit dem Geschäftsführer und Mitgründer Dominik Gross über die Zusammenarbeit und Optimismus in der Start-up-Szene gesprochen.

Worum geht es bei der Founders Foundation?

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die nächste Generation von Gründer*innen auszubilden und ein nachhaltiges B2B-Startup-Ökosystem in der Region Ostwestfalen-Lippe aufzubauen. Unser Ziel ist es, Gründungsinteressierte zu inspirieren und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie sich mit ihren innovativen Ideen erfolgreich am Markt etablieren können. Denn genau damit leisten wir unseren Beitrag, die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft und ganz Deutschlands krisen- und zukunftsfest zu machen.

Die Founders Foundation hat die Gemeinnützigkeit schon in der Rechtsform. Könnt ihr ein bisschen über die Schnittstelle von gesellschaftlicher Verantwortung und wirtschaftlichem Handeln sprechen: Gründen bedeutet ja nicht automatisch einen Nutzen für die Gemeinschaft, oder doch?

Profitiert nicht auch die Gesellschaft, wenn die Innovationen von Start-ups ungeahnte Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung eröffnen? Wenn neue Arbeitgeber Arbeitsplätze schaffen und Löhne zahlen? Wenn Investoren frisches Geld in die lokale Wirtschaft bringen?  Eine starke und zukunftsfähige Wirtschaft stärkt auch nachhaltig den Wohlstand und damit den Zusammenhalt der Gesellschaft im Land. Zudem leisten Start-ups auch unmittelbar einen Beitrag im Sinne der gesellschaftlichen Verantwortung. Nehmen wir zum Beispiel die Start-up-Gründer*innen, die Technologien zur Bekämpfung des Klimawandels entwickeln. Genauso bei den Gründer*innen, die die Bildungslandschaft verstärkt vernetzt und digitalisiert sehen wollen – sie entwickeln damit konkrete Lösungen zu gesellschaftlich relevanten Problemen von heute. Davon profitiert natürlich die Gemeinschaft.

Wie kam die Zusammenarbeit mit der WORLDFACTORY zustande und welche Ziele verfolgt sie?

Sowohl das WORLDFACTORY Start-up Center, als auch das Projekt EdTech Next sind Initiativen, die durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Über die Vernetzung der Exzellenz Start-up Center in NRW wurde der Austausch zu Synergien zwischen der RUB und der Founders Foundation intensiviert, mit dem Ziel, gemeinsam unternehmerisches Denken bei jungen Menschen zu fördern und Talente für die Gründung von Unternehmen zu begeistern.

Wie ergänzen sich die Founders Foundation und die WORLDFACTORY und welche Vorteile bietet die Zusammenarbeit den betreuten Start-ups?

Unsere Kooperation soll ein praktisches Beispiel dafür sein, wie gemeinsames Handeln langfristig positive Veränderungen bewirken kann. Gemeinsam wollen wir Synergien schaffen und Momentum aufbauen, um Gründer*innen und Gründungsinteressierten in Bochum und NRW unter die Arme zu greifen und sie zum Handeln zu ermutigen. Die WORLDFACTORY der RUB bietet mit ihrer großen Zahl an Studierenden und der aktiven Forschung in relevanten Trendbereichen einen super Standort für angehende Start-up Gründer*innen. Durch gemeinsam geplante Aktionen, Events und Austauschformate erzielen wir einen größtmöglichen Synergieeffekt, um das Thema Gründen für Student*innen zugänglicher zu machen.

Wir als WORLDFACTORY sind stark mit der Region Ruhrgebiet und dem hier versammelten Know-how verbunden. Was verbindet euch mit der “Flächenregion” Ostwestfalen-Lippe?

Uns verbindet auf der einen Seite natürlich die Heimatliebe und die Nähe zu unseren Nachbarn. Direkt vor unserer Haustür haben wir eine Vielfalt an wirtschaftsstarken Traditionsunternehmen in mehreren Sektoren, die das Herz des deutschen Mittelstands über Jahrzehnte hinaus bilden. Wir sind zwar die Nummer 18 in der Rangliste der größten Städte Deutschlands, aber wir leben auch nicht in der Pampa. Für uns ist Ostwestfalen-Lippe und gerade Bielefeld als größte Stadt der Region quasi ein Reallabor für Deutschland. Wenn also B2B-Start-ups und Technologien hier in der Region von den Unternehmen und dem Markt angenommen werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr Produkt natürlich auch von anderen Unternehmen angenommen wird. Mit anderen Worten: If you can make it here, you can make it anywhere. 

Was zeichnet eurer Meinung nach die Gründerszene in Ostwestfalen-Lippe aus, oder platt gesagt: Was kann Bielefeld, was Berlin nicht kann? 

Als gewachsenes und tradiertes familien-unternehmerisches Ökosystem liegt OWLs Stärke in seiner Vielfalt. Mit Unternehmen aus Landwirtschaft, Maschinenbau, Automatisierer-, Lebensmittel- und Bauindustrie – insgesamt haben wir neun verschiedene Industrie-Cluster – sind wir industriell und technologisch sehr breit aufgestellt. Es profitieren vor allem B2B-Start-ups von der Nähe zu den Endkunden. Umgekehrt haben sie dem Mittelstand auch viel zu bieten und sind sehr krisenresilient.

Seit 2016 ist die Founders Foundation aktiv. Seitdem sind Themen wie Remote Work und Homeoffice viel präsenter geworden. Wie wirkt sich das nach eurer Erfahrung auf die Gründerszene aus?

Durch den Wandel der Arbeitswelt gewinnen die Regionen an Attraktivität. Insbesondere in der Start-up-Szene ist der Arbeitsstandort nicht mehr so relevant. Es gibt dadurch weniger Beweggründe für Top-Talente, in Großstädten zu gründen. Zumal können Flächenregionen auch mit deutlich niedrigeren Lebenshaltungskosten punkten. Für Gründer*innen, die natürlich auch aufs Geld achten müssen, ist das im Vergleich zu den explodierenden Mieten in den Großstädten sehr attraktiv. Das führt immer mehr zur Landflucht statt zur Stadtflucht.

Was waren die größten Herausforderungen in der Geschichte der Founders Foundation?

Die Hürde, aus einer Start-up-Wüste ein komplettes Ökosystem mit allem Drum und Dran zu entwickeln, ist nicht zu unterschätzen. 2016 gab es in der Region OWL so gut wie keine Start-ups. Dementsprechend gab es auch keine Gründerzentren, keine Inkubatoren, kaum Fördermöglichkeiten für Gründer*innen, keine auf Start-ups spezialisierten Anwälte, Notare oder Steuerberater, keinen Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Start-ups, keine Pitch-Events oder Netzwerkveranstaltungen, keine Venture Capitalists. Kurzum: kein gebündeltes Start-up Know-how, um den Ball ins Rollen zu bringen. Fast acht Jahre später können wir knapp 200 Start-ups zählen und haben zielgerichtete Partnerschaften, Veranstaltungen und Kooperationen rund um das Thema Gründung etabliert. Es bewegt sich also auf eine kritische Masse an Gründungsaktivität zu, die immer mehr zum Selbstläufer wird.

Was würdet ihr Menschen raten, die mit dem Gedanken spielen, zu gründen?

Einfach machen!