Informationsverarbeitung von der Natur inspiriert

Team von GEMESYS

@ Lara Zeitel

GEMESYS hat Erkenntnisse aus Dissertationen in ein Start-up transferiert. Das Team will die Informationsverarbeitung schneller und effizienter machen. Hinter dem Start-up stehen Dr.-Ing. Dennis Michaelis, Dr.-Ing. Enver Solan und Moritz Schmidt. Im Interview erklärt Dennis Michaelis die Idee hinter GEMESYS und warum man sich konstruktives Feedback zu Herzen nehmen sollte.

Beschreibt eure Gründungsidee.

Aus immer größeren Datenmengen sollen vermehrt ganzheitliche und somit komplexe Entscheidungen abgeleitet werden. Heutige Digitalrechner stoßen bei der Verarbeitung dieser steigenden Komplexität an ihre Grenzen und brauchen teilweise Millionen Jahre, um die beste Entscheidung auszuwerten. Darüber hinaus ist bekannt, dass selbst Amöben Informationen effizienter verarbeiten als jeder vom Menschen gebaute Supercomputer. Auf der Basis von zwei Dissertationen innerhalb des Projektteams sind wir in der Lage, diese naturinspirierte Informationsverarbeitung in elektrischen Schaltungen nachzubilden. Durch diese von uns geprägte technologische Evolution werden heute schwierige oder gar unlösbare Herausforderungen wie beispielsweise Routenberechnungen in der Logistik, im Medikamentendesign in der Pharmabranche oder im Scheduling in der Produktionsplanung überhaupt erst vollständig beherrschbar. Uns ist dabei stets wichtig, immer einen Mehrwert für das komplette Ökosystem zu schaffen: für unsere direkten Kunden, ihre Wertschöpfungsketten, die Gesellschaft und einen nachhaltigen Planeten.

Wie kamt ihr auf den Gedanken, ein Start-up zu gründen?

Bereits während der Promotion kam die Idee auf, unsere Forschung zu kommerzialisieren. Wir wollten unsere hochwertigen Forschungsergebnisse kombinieren, daraus etwas Eigenes erschaffen und unseren Arbeitsalltag selbst gestalten. Als wir dann noch ein drittes Gründungsmitglied mit jahrelanger Berufserfahrung in einer hochkarätigen Unternehmensberatung für uns gewinnen konnten, waren alle Zutaten beisammen und wir wussten, wir würden es bereuen, wenn wir es jetzt nicht wagen.

Wie ließ sich die Gründung mit dem Studium/dem Beruf vereinbaren?

Um unsere Idee zu konkretisieren, haben wir zwei Mal wöchentlich nach der Arbeit per Zoom das Gerüst dafür aufgebaut. An dem knapp 100-seitigen EXIST-Projektantrag haben wir knapp sechs Wochen abends und am Wochenende parallel zu unseren Vollzeitberufen quasi nonstop gearbeitet. Das war zwar sehr anstrengend, aber zum Glück erfolgreich: Jetzt sichert uns der Antrag unsere Pre-Seed Finanzierung.

Die WORLDFACTORY bedeutet für uns…

…Unterstützung. Es gibt viele Möglichkeiten im Bereich Förderungen, Netzwerke und Kapitalgeber. Da verliert man leicht den Überblick. Die WORLDFACTORY hat uns immer die besten Möglichkeiten vorgestellt, die zu unserem Vorhaben gepasst haben, und uns auf dem Weg zur Gründung begleitet. Dabei konnten wir auf die jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Dass wir den EXIST-Forschungstransfer auf Anhieb erfolgreich beantragen konnten, daran hat die WORLDFACTORY einen großen Anteil.

Was sind die größten Herausforderungen, auf die man stoßen kann und wie geht man damit um?

Da warten einige: das Rekrutieren von weiteren Mitarbeitern für das Vorhaben, das Kennenlernen von potenziellen Partnern oder Kunden, das Pitchen der Idee, die Positionierung am Markt und so weiter. Wir haben von Anfang an für uns beschlossen, eine ausgeprägte Fehlerkultur zu leben, was in Deutschland leider recht unüblich ist. Dafür müssen wir uns überlegen, was funktionieren könnte, und müssen es dann auch schnell ausprobieren. Aufgrund des Feedbacks evaluieren wir dann, ob wir die Strategie beibehalten können oder anpassen müssen. Da wir alle keine Gründungserfahrung mitbringen, ist das für uns ein geeigneter Weg uns in dieser schnelllebigen Welt zu orientieren.

Was ist das Besondere an eurem Start-up?

Aus immer größeren Datenmengen müssen Manager und ganze Unternehmen immer komplexere Entscheidungen treffen. Im Fachjargon nennt man das Business Analytics. Oftmals wird dort heutzutage jedoch entweder mit Bauchgefühl oder Zettel und Stift entschieden. Momentane computergestützte Methoden in dem Bereich können, wenn überhaupt, nur Näherungslösungen ausgeben, da ihre Rechenleistungen zu gering sind. Deshalb muss hier fundamental neu gedacht werden, also ein Paradigmenwechsel herbeigeführt werden. Genau diesen Wechsel bedienen wir durch unsere Technologie.  Die Kompetenzen, die man dafür benötigt, sind weltweit einzigartig in unserem Gründerteam.

Wo steht ihr aktuell und was kommt als nächstes?

Wir übertragen unsere Technologie zurzeit auf eine geeignete Architektur, sodass Kunden diese nutzen können. Gleichzeitig haben wir schon einige Partner von uns überzeugen können, die unser Produkt in einem frühen Stadium mit uns erproben und uns Feedback geben. So wollen wir sicherstellen, dass wir nicht am Kunden vorbei entwickeln.

Ein Tipp an alle Gründungsinteressierten:

Wenn du glaubst eine gute Idee zu haben, teste sie vor Leuten, die Erfahrung mit Gründungen haben, und nimm dir konstruktives Feedback zu Herzen. Freunde und Familie werden dir sagen, wie großartig deine Idee ist. Man braucht aber Leute, die einem aufzeigen, wo noch nachgebessert werden muss: Sei es in der Präsentation, im Businessmodell oder bei der Marktanalyse.  Und ganz wichtig ist es, an sich zu glauben, kontinuierlich zu lernen und sich einfach zu trauen, diesen Schritt zu gehen. Die Lernkurve ist so steil, das wird man selten bereuen.

 

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